Wie es damals anfing...
Die Anfänge des Missionswerkes gehen zurück in das Jahr 1965. Am 8. September, an einem ungemütlichen Tag mit Regen und Nebel, ging es nach Amsterdam. Die MS Eemland, ein Frachter der Königlich-Holländischen Lloyd, sollte Horst und Hildegard Krüger als erste Missionare für das Missionswerk, nach Porto Alegre, in Südbrasilien bringen. Der lange Weg über den Atlantik ging über Teneriffa, Recife, Rio de Janeiro und Santos. Unterwegs las Horst Krüger über das Leben von Georg Müller, dem deutschen Waisenhausvater in Bristol, in dem Buch Niemals enttäuscht von Arthur T. Pierson. Dadurch wurde ihm erneut bewusst, wie notwendig es ist, in finanziellen Angelegenheiten völlig auf den Herrn zu vertrauen und Ihm die Versorgung aller nötigen Mittel für Seine Aufträge zu überlassen. Es reisten noch weitere Passagiere mit den beiden mit, mit denen sie eine herzliche Gemeinschaft pflegten: ein junger Priester aus den Niederlanden, einige jüdische Frauen aus Rio, ein brasilianischer Journalist und eine Journalistin aus Wien. Beim Essen bat der Kapitän abwechselnd ihn und den Priester, das Tischgebet zu sprechen. Eines Abends sagte Kapitän Koorn: „Morgen früh werden wir die Küste Brasiliens sehen und am Vormittag in Recife anlegen.“ Voller Vorfreude erwarteten sie den neuen Tag. Von ihrer Kabine aus konnten sie hinüber auf ihre neue Heimat blicken. Es war ein großer Moment. Als es heller wurde, zeichnete sich langsam ein schmaler dunkler Streifen am Horizont ab. Nur noch wenige Stunden, und sie würden die erste Station, Recife, erreichen. Und dann ging alles sehr schnell. Lautes Rufen erfüllte die Luft, und dunkelhäutige Männer mit nacktem Oberkörper standen in Massen am Kai und warteten darauf, an Bord zu gehen und die Ladung – einige tausend Tonnen Kali – zu löschen. Das Ganze wirkte sehr primitiv. Die Bordkräne hievten die Tonnen, die die Arbeiter mühsam mit Schaufeln füllten, in uralte, verbeulte Lastwagen, die am Kai standen und dann sofort davonratterten. Es war eine interessante Szenerie, doch dahinter verbarg sich viel Not. Er empfand großes Mitleid mit den Menschen. Er wusste von der großen Gemeinde in Recife und dachte, dass sicherlich der eine oder andere von ihnen ein Gotteskind sein könnte. Ein kurzer Landgang überzeugte sie von der scheinbar grenzenlosen Armut der Menschen. In jener Nacht konnten sie kaum schlafen. Das Elend ging ihnen so tief zu Herzen, dass sie sich fragten, mit welchem Recht es ihnen so gut ging. Sie schämten sich, über die Straße zu gehen und den Menschen in die Augen zu sehen, die sie als großgewachsene, gut gekleidete Weiße bestaunten, während sie selbst in zerlumpte Kleidung gehüllt waren. "Herr, mach uns zu nützlichen Werkzeugen in diesem Land!" war ihr Gebet. Sie wollten nicht nur predigen oder materielle Hilfe leisten, sondern auch ein Herz für die Menschen haben. Das sei etwas, wofür sie immer und immer wieder beten müssten. Es wäre zu einfach, hart zu werden und zu urteilen – etwas, das Jesus niemals tun würde. Am 3. Oktober, einem ruhigen, warmen und wolkenlosen Sonntag, glitt die Eemland langsam durch die Lagoa dos Patos. Porto Alegre, „Froher Hafen“, ist ein Binnenhafen, und gegen 17 Uhr legten sie schließlich an. Die Seereise war beendet, und sie waren in ihrer neuen Heimat angekommen. Am Kai standen die Brüder Albert Schaff von Pederneiras und Adolfo Krüger von Machado. Dann auch Bruder Pisching und seine Tochter Edith Nunhofer, unsere Verwandte, die uns so liebevoll in ihrem Heim aufnahm und sich viel Mühe gab, damit wir die ersten Tage in Porto Alegre gut bewältigen konnten. Eine Menge unerwarteter Schwierigkeiten wartete auf uns. Und da war sie eine gute Hilfe. Auch Pastor Carlos Motta und die Frau des schwedischen Missionars Nils Taranger von der großen Gemeinde Assembléia de Deus waren da; sie alle bereiteten uns einen unerwarteten liebevollen Empfang. Dem Herrn sei Dank für die wunderbare brasilianische Gastfreundschaft voller Wärme, Verständnis und Hilfsbereitschaft. Die Zollabfertigung lief problemlos. Wir hatten nicht viel Gepäck und keine Wertsachen. Dennoch sollten wir alle Koffer öffnen, um zu sehen, ob nicht ein paar Waffen drin sind, wie der Zöllner meinte. Als beim zweiten Koffer Hildegards kleine Bibel mit Reißverschluss herausfiel, griff er sie schnell und fragte: Was ist das? – A arma do Pastor (die Waffe des Pastors), meinte Adolfo geistesgegenwärtig. Ach, macht die Koffer zu! Fertig! Es hatte nur wenige Augenblicke gedauert. Dann begannen die Probleme. Die Ausländerpolizei forderte, dass sie sich innerhalb der ersten acht Tage registrieren ließen. Dazu waren viele Behördengänge nötig. Obwohl Horst Spanisch sprach, gab es zahlreiche portugiesische Ausdrücke, die er nicht verstand. Wie sollte er all die Ämter finden? Der Polizeibeamte war wenig hilfsbereit und gab nur widerwillig Auskunft. Es schien, als hätte er ihn am liebsten weggeschickt. Am Mittwochmorgen, Hildegards Geburtstag, erhielt Horst ein Bibelwort, das ihn durch den Tag begleitete: "So ist es der Wille Gottes, dass ihr durch Gutes tun die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringt" (1. Petrus 2,15). Diese Worte standen im Zusammenhang mit der Obrigkeit! Den ganzen Tag irrte er mit seinen beiden Glaubens-Brüdern durch die Stadt, nur um gegen 16.00 Uhr, kurz vor Dienstschluss, bei der Polizei zu erfahren: "Nein, die Unterlagen sind nicht in Ordnung. Es fehlt noch etwas... hier wurde radiert... Kommen Sie morgen wieder!" Sie waren erschöpft vom vielen Laufen. Inzwischen kannte er aber das Zentrum von Porto Alegre gut. Doch die Frustration über das korrupte System wuchs in ihm und raubte ihm die Freude. Da erinnerte er sich an das Wort vom Morgen: "Die Menschen sind unwissend und kennen Gott nicht. Tu ihnen Gutes! Sei ihnen nicht böse!" Sie beteten zu dritt auf der Straße. Bruder Adolfo sprach: "Herr, du kennst den Mann, der vor über einem Jahr die Ausreisepapiere für meinen Sohn Aldino ausgestellt hat. Lass uns ihn finden." Sie hatten weder eine Adresse noch einen Namen – nichts. Doch nach nur wenigen Minuten standen sie vor einem Büro. Bruder Adolfo schaute hin und sagte: "Hier ist es... Ja, dort hinten sitzt der Mann! Er wird uns helfen!" Und tatsächlich, es war der richtige Mann. Sie schilderten ihm ihr Problem, und er war gerne bereit zu helfen. Er war ein Verwandter des Ausländerpolizei-Kommissars, wie sie erst Jahre später erfuhren – der Kommissar war dafür bekannt, alle zu schikanieren, die sich nicht an diesen Herrn B. wandten. Doch nun lief alles reibungslos. Innerhalb weniger Stunden erhielten sie die Zusage: Am nächsten Abend, Freitag, konnten sie mit dem Bus nach Santa Rosa und Linha Dr. Pederneiras fahren. So würden sie am Sonntag rechtzeitig ankommen. Sie dankten dem Herrn, und nach einem Monat Reise kamen sie endlich in Pederneiras an. Wunderbar hatte der Herr sie bewahrt und geführt, und sie hatten keinen Schaden genommen. Lob und Dank! Ein neuer Lebensabschnitt begann. In Pederneiras wurden sie von einigen Geschwistern begrüßt. Das schöne, gut gebaute Holzhaus, Baujahr 1958, stand an einer Kreuzung. Die Hauptstraße, genannt „Linha Dr. Pederneiras“ (ausgesprochen „Linja“), verläuft in Nord-Süd-Richtung und ist etwa acht Kilometer lang. Direkt neben dem Haus zweigt nach Westen eine Verbindung zur zwei Kilometer entfernten parallelen Querstraße. Einen Ort namens Pederneiras gibt es dort nicht – der Name bezeichnet lediglich die Straße, an der die einzelnen Häuser und Kolonien liegen. Früher war dort alles Urwald. Jetzt konnte man nur noch vereinzelte Reste davon auf den Feldern sehen, auf denen Sojabohnen, Weizen, Maniok, Mais, Erdnüsse und andere Früchte angebaut wurden. Außerdem sah man viele Palmen und meterhohe, dicke Baumstümpfe. Am Anfang waren nur wenige Gemeinden dem Nationalen Kongress der Gemeinden Christi zugehörig. Um genau zu sein, waren es 9 Gemeinden. Davon waren drei im Bundesstaat Paraná gelegen und die anderen in Rio Grande do Sul. Es galt Pionierarbeit zu leisten. Es folgten viele Evangelisationen ebenso wie die am 1. Januar begonnene Radioarbeit in Cerro Largo, auf dem Mittelwellensender Cerro Azul, und zwar Sonntags zur Premium-Zeit von 12:40 bis 13:00, wenn die meisten der dort lebenden Menschen ihre Mittagspause haben und Radio hören.
Hier eine Aufnahme von 1983, die wir "retten" konnten, jedoch einen kleinen Fehler in der Aufnahme aufweist. Und eine Aufnahme aus dem Jahre 1986 über den Sender Radio Santa Rosa, in Santa Rosa.
Bis Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts breitete sich die Arbeit hauptsächlich im Nordwesten von Rio Grande do Sul aus. Dann jedoch gab es auch neue Gemeindegründungen in anderen Regionen des Staates sowie im Nachbarstaat Santa Catarina und Paraná.
Heute sind die Gemeinden in dem Nationalen Kongress der Gemeinden Christi - CNIC, zusammengeschlossen. Dazu gehören Gemeinden besonders aus Südbrasilien und aus Nordostbrasilien. Insgesamt gehören mehr als 1.000 Gemeinden zu diesem Gemeindeverbund. Ebenso haben sich Gemeinden aus dem Nachbarland Argentinien angeschlossen.
In den grossen Städten der Region Nordosten gibt es teilweise bis zu 100 Gemeinden in einer einzigen Stadt, so dass der Nordosten mit etwa 700 Gemeinden zur Zeit, den grössten Anteil an dem Zusammenschluss hält. Mehr Informationen zu CNIC gibt es 🔗 hier. |
Abschied der ersten Missionare Horst und Hildegard Krüger - September 1965
MS Eemland
Einführungsgottesdienst im Oktober 1965
Das alte Predigerhaus in Pederneiras
Horst und Hildegard Krüger am Tag der Einführung im Oktober 1965 in Linha Dr. Pederneiras
Die alte Kapelle in Linha Dr. Pederneiras
Die alte Straße in Linha Dr. Pederneiras
Mitarbeiter der Gemeinde Pederneiras mitte der 80er Jahre
Regionalversammlung 1985 in Pederneiras
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